Schon im letzten Jahr lagen die Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik und global auf Rekordniveau. Von einer Trendumkehr oder Stabilisierung kann keine Rede sein, im Gegenteil. 2024 spielt diesbezüglich noch einmal in einer ganz eigenen Liga!
Zu warmer Nordatlantik
Vor einem Jahr war die durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur zu diesem Zeitpunkt zwar weit überdurchschnittlich, lag aber noch nicht auf Rekordniveau. Das änderte sich aber Anfang März, ab dann übertraf sie alle Jahre seit Beginn der Satellitenbeobachtung 1981. Die Anomalie verstärkte sich im Laufe des Jahres sukzessive, im August und September lag sie für viele Wochen bei über 25 Grad – bis dahin ein Novum. Im Herbst und Winter blieb die Wassertemperatur immer auf Rekordniveau, und tut das bis jetzt auch in diesem Jahr. Dabei ist der Grad der Anomalie absolut einmalig, der Abstand zu den Vorjahren enorm. In den nächsten ein bis zwei Wochen wird der Jahrestiefstwert erreicht, danach zeigt der Trend wieder nach oben.
Abb. 1: Durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur im Nordatlanik im Vergleich mit den Jahren seit 1981; Quelle: climatereanalyzer
Abb. 2: Anomalie der Meeresoberflächentemperatur im Nordatlantik; Quelle: climatereanalyzer
Global ebenfalls hohe Wassertemperaturen
Auch auf globaler Ebene sieht es nicht anders aus. Im Januar und Februar 2023 herrschte im äquatorialen Pazifik La Niña, sie wirkte noch dämpfend. Nach dem Kippen der ENSO Schaukel über den neutralen Zustand in Richtung El Niño betraten wir Neuland, die durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur zwischen 60° Nord und 60° Süd übertraf alle anderen Jahre seit 1981 bei weitem. Eigentlich kann man von absolutem Neuland sprechen, so gross ist der Abstand. Über einige Wochen hinweg lag der Wert bei über 21 Grad. Dieser Wert wurde bis dahin erst einmal (nämlich 2016) erreicht. In diesem Jahr lagen wir bis auf wenige Tage immer über 21 Grad.
Abb. 3: Durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur im Nordatlanik im Vergleich mit den Jahren seit 1981; Quelle: climatereanalyzer
Abb. 4: Anomalie der globalen Meeresoberflächentemperatur; Quelle: climatereanalyzer
Wasser hat eine sehr hohe Wärmekapazität und kann viel Energie speichern. Das warme Wasser gibt diese Energie an die darüberliegende Atmosphäre ab, die Verdunstungsraten erhöhen sich. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf aufnehmen, das führt in weiterer Folge zu mehr niederschlagbarem Wasser. Noch herrscht im Pazifik El Niño (siehe Abbildung 4, die Warmwasserzunge im äquatorialen Pazifik), doch nach den aktuellen Prognosen neigt er sich bereits seinem Ende entgegen. Im Laufe der zweiten Jahreshälfte wird sich mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder La Niña zeigen. Es wird interessant zu sehen, wie gross der dämpfende Effekt auf die aktuell rekordhohen Meeresoberflächentemperaturen sein wird.